Viele richtige Antworten
Das neu entwickelte Lehrmittel liefert den Lehrpersonen zum einen einen Überblick über die Fachanliegen von «Religionen, Kulturen, Ethik». «Es zeigt insbesondere auch auf, dass die Übergänge zwischen diesen Themen fliessend sein können», erklärt Eva Ebel. Würden die Kinder zum Beispiel über das Essen nachdenken und darüber reden, was ihr Lieblingsessen ist oder dass sie bestimmte Nahrungsmittel nicht essen, dann können aus der Situation heraus ethische oder religionskundliche Aspekte ins Spiel kommen.Zum andern bietet das Lehrmittel stufengerechte Unterrichtsimpulse, um philosophische, ethische und religionskundliche Fragen im Unterricht handlungsorientiert aufzugreifen – entlang der fünf Themen Gemeinschaft, Tiere, Kleidung, Essen und Licht. «Dabei geht es beim Philosophieren um menschliche Grunderfahrungen und existenzielle Fragen, bei der Ethik überlegt man sich, wie man in bestimmten Situationen handeln könnte, und die Religion ist ein Teil der Vielfalt, die uns im Leben begegnet.» Wichtig sei, dass es auf die Fragen nicht eine richtige, sondern viele richtige Antworten gebe.
Situationen als Ausgangspunkt
Ausgangpunkt des gemeinsamen Nachdenkens und Erkundens ist immer die Lebenswelt der Kinder. Dabei können Situationen im eigenen Kindergarten ebenso der Auslöser für Gespräche sein wie die Situationen des Kindergartenalltags, die auf dem Frühlings- und Herbstposter des Lehrmittels abgebildet sind. Da gibt es nebst der erwähnten Znünipause zum Beispiel eine Szene in der Garderobe, die Fragen aufwirft wie «Was ist Ordnung?» oder «Wie viel Ordnung brauchen wir?», oder die Szene, in der ein Bub seinen Hund umarmt, und Fragen aufkommen wie «Können Menschen und Tiere befreundet sein?» oder «Wie gehen Menschen mit Tieren um?». «Die Poster sind Themenspeicher und Schutz zugleich», sagt Eva Ebel. «Sie bieten die Möglichkeit, über die Szene und die Kinder auf dem Poster zu reden. Ob man dann noch einen Bezug zur eigenen Klasse oder sich selbst machen will, können die Kinder selbst entscheiden.»
Werkzeuge auf Karten
Wie aber geht das Nachdenken und Erkunden im Kindergarten konkret? Das Lehrmittel stellt ein Set an Werkzeugen zur Verfügung, deren Gebrauch die Kinder nach und nach erlernen. Die sechs Werkzeuge (siehe Abbilung rechts) helfen ihnen dabei, sich beim Philosophieren, beim Nachdenken über ethische Fragen und auch beim Erkunden von Religionen zu orientieren, und zeigen die Kompetenzorientierung des Unterrichts. «Es geht nicht darum, dass man eine Liste von Fragen abarbeitet, sondern dass die Kinder die Werkzeuge erwerben, die sie auf ähnliche Fragen anwenden können», erklärt Eva Ebel. Es sind dieselben Werkzeuge, denen die Kinder in «Schauplatz Ethik» in der Primarstufe begegnen und die sie bis in die Oberstufe begleiten. «Im Laufe der Zeit verfeinern die Schülerinnen und Schüler den Gebrauch dieser Werkzeuge und sie können sie immer selbstständiger anwenden. Im Kindergarten hält die Lehrperson eine Werkzeugkarte hoch und sagt ‹Jetzt sortieren wir mal!›. In einer höheren Schulstufe entscheiden die Kinder dann selbst, welche Werkzeuge sie einsetzen wollen, um eine Frage zu klären.»