Gesprächswelten erkunden und erproben

Ein Vorgeschmack auf den sechsten Band der Lehrmittelreihe «Deutsch»

Deutsch sechs buch

Bevor «Deutsch Sechs» zum Schuljahr 2026/27 erscheint, wird es in der Praxis getestet. Eine der Erprobungsklassen ist die von Livia Sommer in Muhen (AG). Wir dürfen während einer Lektion dabei sein und in das Kapitel «Gesprächswelten» eintauchen.

In der heutigen Deutschstunde Ende November ist die 6. Klasse von Livia Sommer mit einer kniffligen Fragestellung konfrontiert: Welche Fähigkeiten sind notwendig, um eine Stadtbevölkerung am Rand der Wüste vor dem Verdursten zu retten? Zwar beschreibt das Krisenszenario im zweiten Kapitel aus dem Themenbuch von «Deutsch Sechs» nur die fiktive Ausgangslage in einem Computergame. Die Sechstklässlerinnen und Sechstklässler müssen sich ihre Lösungsideen dennoch gut überlegen und diese ernsthaft miteinander diskutieren. Denn schliesslich geht es im Erprobungskapitel schwerpunktmässig um die Kompetenz des dialogischen Sprechens. 

Mündliches Argumentieren mit Methode

Die Methode «Gespräche führen», die an das mündliche Argumentieren heranführt, hat die Klasse in den vergangenen Lektionen bereits eingehend geübt: Wie äussere und begründe ich meine Meinung? Wie gehe ich auf Äusserungen anderer ein, wie stimme ich ihnen zu oder argumentiere ich dagegen? Dazu haben sich die Schülerinnen und Schüler einen Wortschatz mit passenden Redemitteln angeeignet, den sie im heutigen «Probegalopp» anwenden sollen. Dieser dient als Vorbereitung auf die Lernkontrolle, die eine Woche später stattfindet. «Vieles haben wir schon in der Gesprächswerkstatt geübt und die Klasse hat bereits gute Fortschritte gemacht», berichtet Livia Sommer. 

Im Probegalopp durch die Wüste

Die Lehrerin teilt ihre Klasse in Dreier- und Vierergruppen ein, die sich teils an Tischen, teils auf dem Fussboden zusammensetzen. Jede Gruppe erhält von ihr ein Tablet, mit dem das Gespräch aufgenommen werden soll. Die Ausgangslage im «Wüstengame» ist den Sechstklässlerinnen und Sechstklässlern bekannt, auch die Vorgaben für die Diskussion sind klar: Jeder und jede von ihnen hat sich vorab für drei Superkräfte der Spielfiguren entschieden und muss diese Auswahl nun mündlich begründen, sich aktiv ins Gespräch einbringen und dabei die passenden Redemittel verwenden. Ziel ist, dass sich jede Gruppe am Gesprächsende auf einen Konsens einigt. Zudem gelten ein Zeitlimit von zehn Minuten und vorgegebene Gesprächsregeln (zum Beispiel: Ich höre aufmerksam zu, ich bleibe beim Thema, ich verhalte mich respektvoll und fair). «Im Grunde üben wir sprachliche und soziale Kompetenzen, die die Kinder sehr oft anwenden müssen», erklärt Sommer.

«Das Lehrmittel bietet mir eine gute Struktur, in der ich mich zugleich frei bewegen kann.»

Livia Sommer, Klassenlehrerin Primarschule Muhen

Die Gesprächsteilnehmenden tauschen sich untereinander aus, sie tragen sich gegenseitig ihre Notizen vor und besprechen ihre Argumente. Welche Superkräfte sollen sie den drei Spielfiguren geben, damit diese drohenden Gefahren entkommen und die rettende Wasserquelle finden? Sollen sie beispielsweise die Fähigkeit besitzen, Wasser zu riechen, mit Tieren zu sprechen (um die giftigen Schlangen zu beschwören) oder im Dunkeln zu sehen (um sich in tiefen Felsenschluchten zu orientieren)? Oder hilft es ihnen am meisten, unverwundbar, hitzeresistent und enorm schnell zu sein? Insgesamt stehen einige Eigenschaften zur Auswahl, von denen nur drei gewählt werden dürfen.

Audios mit Startschwierigkeiten

Eine erste Gruppe beginnt mit der Sprachaufnahme, bricht aber bereits nach zwei Minuten ab, weil das Gespräch ins Stocken gerät. Der zweite Versuch läuft besser, alle beteiligen sich aktiv an der Diskussion und verwenden die gelernten Redemittel: «Ich finde, dass die Fähigkeit, Wasser riechen zu können, wichtiger ist als Fliegen, weil man eine Wasserquelle nicht aus der Luft sehen kann.» – «Das denke ich auch. Ausserdem sollten wir meiner Meinung nach unbedingt Unverwundbarkeit dazunehmen, weil ein Schlangenbiss lebensgefährlich ist.» Am Schluss gelingt es jeder Gruppe, die Spielregeln einzuhalten, das Gespräch selbstständig voranzutreiben und einen Konsens zu finden – auch wenn vielleicht nicht auf jedes Argument einzeln eingegangen wird.

Lernfortschritte und Vorfreude

Livia Sommer gibt ihrer Klasse letzte Tipps: «Ihr könnt mehr aufeinander eingehen, zustimmen oder auch mal widersprechen. Und ihr dürft auch neue Argumente einbringen. So kann das Gespräch noch etwas lebendiger werden.» Insgesamt ist die Lehrerin aber zufrieden: «Sie haben die Redemittel sehr gut angewandt. Jetzt sagen sie nicht mehr nur ‹Ja, aber›, sondern verwenden differenzierende Formulierungen wie ‹Meiner Meinung nach…›. Daran merke ich, dass sie in den letzten Deutschstunden einiges gelernt haben.» Im Hinblick auf die Lernkontrolle nächste Woche ist sie daher zuversichtlich – und auch, was das erprobte Deutschlehrmittel angeht: «Das Material bietet mir eine gute Struktur, in der ich mich zugleich frei bewegen kann. Ich freue mich jetzt schon auf das Erscheinen von ‹Deutsch Sechs›!»

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