«Mathematik klick»: Gemeinsam verstehen, differenziert lernen

Das Förderlehrmittel im Einsatz

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«Mathematik klick» hilft Lernlücken zu schliessen und mathematische Grundlagen aufzuarbeiten. Aber wie darf man sich den Einsatz des Lehrmittels in der Regelklasse vorstellen? Der Besuch einer 1. Realklasse im Schaffhauserland gibt Aufschluss.

«Wisst ihr eigentlich schon, dass bald das Lindenfest stattfindet?» Die Einstiegsfrage von Lehrerin Katrin Sidler lässt die zehn Schülerinnen und Schüler der Realklasse in Wilchingen (SH) aufhorchen. Der Bezug des jährlichen Schulfestes zur bevorstehenden Mathe-Doppellektion wird schnell klar: Die Siebtklässlerinnen und Siebtklässler werden am Buffet Essen und Getränke verkaufen – und wollen sich beim Kopfrechnen besser keine Fehler erlauben.


Also stellt Katrin Sidler ihnen passende Übungsaufgaben, zum Beispiel: «Eine Person bestellt vier Tassen Kaffee. Wie viel muss sie zahlen, wenn ein Kaffee 3.50 Franken kostet?» «Ich versuche immer, die Jugendlichen mit etwas Praktischem aus ihrem Lebensumfeld zu motivieren», erklärt die Lehrerin, die seit 27 Jahren als Fachlehrperson an der Orientierungsschule Wilchingen tätig ist. Dies entspricht dem Ansatz von «Mathematik klick», einen klaren Lebensweltbezug zu schaffen, der die Schülerinnen und Schüler das Thema besser verstehen lässt.

Nebeneinander und doch gemeinsam

Anhand der Verkaufspreise stellt sie den Bezug zum aktuellen Thema her, Rechnen mit Variablen:  «2 Kaffee = 2 k, was also ist k, erinnert ihr euch?» Was auffällt: Die ganze Klasse arbeitet gemeinsam, es gibt keine Unterscheidung zwischen den Schülerinnen und Schülern, die ausschliesslich mit «Mathematik Sekundarstufe I» arbeiten, und jenen, die das Förderlehrmittel «Mathematik klick» verwenden. Erst beim vertiefenden Üben kommen die unterschiedlichen Lehrmittel parallel zum Zug: Während der Grossteil der Klasse Übungen aus dem Arbeitsheft II löst, arbeiten andere mit «Mathematik klick». Doch auch sie lösen vereinzelt Aufgaben aus dem Arbeitsheft des Lehrmittels «Mathematik Sekundarstufe I». Der Wechsel gelingt Katrin Sidler scheinbar mühelos, Unterstützung findet sie im «Klick»-Handbuch. Es enthält konkrete Förderhinweise pro Kapitel und Aufgabe und zeigt anhand von Übersichten, mit welchen Aufgaben ein weiterführendes Lernen der Anforderungsstufe III empfohlen wird. 

Verständnisorientierung im Fokus

Worin genau liegt dann der Unterschied zwischen den beiden Lehrmitteln? «‹Mathematik klick› richtet den Fokus auf den Verstehensaufbau», sagt Autorin Cornelia Zürcher. Während die Regelklasse das Gelernte schneller verinnerlicht und sich weiteren Fragestellungen widmet, steht bei den Klick-Jugendlichen das vertiefende Lernen im Mittelpunkt. «Nur wenn die Schülerinnen und Schüler die Themen wirklich verstanden haben, können sie ihre Lernlücken dauerhaft schliessen», ergänzt sie. Das weiss auch Katrin Sidler: Sie erklärt ihren Klick-Schülerinnen und -Schülern die Begriffe Variable und Term anhand verschiedenfarbiger Säckchen, die eine jeweils unbekannte Anzahl Kugeln enthalten. Die Bilder der Säckchen, welche sich an die Darstellung im Lehrmittel anlehnen, pinnt sie an die Wandtafel und veranschaulicht so die Aufgabenstellung. Der Lösungsweg wird anschliessend abwechselnd von den Jugendlichen an der Tafel aufgeschrieben und gemeinsam besprochen. Die Tatsache, dass für die Variable x unterschiedliche Zahlen eingesetzt werden können, kann verwirrend sein und erfordert die Fähigkeit zu abstrahieren. Umso wichtiger ist die genaue sprachliche  Umschreibung der Sachsituationen.

Sprache als mathematisches Denkwerkzeug

Überhaupt spielt die Sprache eine zentrale Rolle im Lehrmittel: «Sie darf nicht zu schwierig sein, darf aber auch nicht auf die notwendigen Fachbegriffe und auf den Aufbau der Bildungssprache verzichten», meint Cornelia Zürcher. Sprache sei in der Mathematik ein Denkwerkzeug, es müsse von der Problemstellung im Alltag in mathematische Sprache übersetzt werden. «Mathematische Fragestel-lungen sind nur verstanden, wenn zwischen sprachlicher und mathematischer Darstellung gewechselt werden kann – und umgekehrt», so Zürcher weiter. Das heisst im Unterricht: Die Schülerinnen und Schüler tauschen sich über die Aufgabenstellung aus, fassen die Problematik in Worte, besprechen sich in Teams, beziehen die Lehrperson mit ein, finden ihren eigenen Lösungsweg für Textaufgaben. Katrin Sidler zieht am Ende der Stunde ein positives Fazit: «Der Wechsel zwischen Aufgaben aus ‹Mathematik klick› und ‹Mathematik Sek I› funktioniert reibungslos.» Und sie ergänzt: «Die Inhalte sind sehr praxisnah und ansprechend gestaltet, das macht den Jugendlichen Spass und motiviert sie.» Das bestätigt auch einer ihrer Schüler: «Ich finde es gut – vor allem die farbigen Bilder.»

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