«Die Schweiz ist weiter»
Das sagt Ira Diethelm…
… zu den Folgen von Corona für die digitale Bildung:
«Viele Lehrkräfte haben festgestellt, dass sie die digitalen Endgeräte nicht nur nicht bedienen können, sondern dass sie auch ihren Schüler*innen nicht erklären können, wo zum Beispiel die Daten jetzt genau sind und wer wieso darauf Zugriff hat oder nicht. Dies kann bei einigen dazu führen, dass sie sich fortbilden und einen Schwung aus der Corona-Zeit mitnehmen. Bei anderen geht das Pendel aber sicher in die Gegenrichtung. Spannend bleibt, wie das Verhältnis dieser Gruppen ist. Ist man über den Berg? Gibt es also mehr digital affine als digital ablehnende Lehrpersonen? Falls ja, könnte sich ein positiver Effekt insofern ausbreiten, als dass das Digitale dann zum Standard gehört und man auch im Kollegium nicht mehr darum herumkommt, weil zum Beispiel die Kommunikation viel mehr digital funktioniert und «Nicht-Digitale» dann nicht mehr so viel mitbekommen. Sicher sagen kann man das noch nicht. Ich habe aber die Hoffnung, dass sich vor allem dadurch etwas tut, dass hoffentlich bald alle Lehrkräfte überhaupt erst einmal Dienstgeräte bekommen und der Dienstherr sie dann auch zur Nutzung zwingen kann.»
… zum «Medien und Informatik»-Unterricht international:
«Als Deutsche kann ich im Schnitt sagen: Fast alle europäischen Länder stehen besser da als Deutschland betreffend Infrastruktur – insbesondere Breitband –, Ausstattung und Aufgeschlossenheit der Lehrkräfte gegenüber Digitalen Medien im Unterricht in den Schulen. Auch führen immer mehr Länder das Pflichtfach Informatik ein oder haben es schon seit Jahrzehnten, vielerorts schon ab der Grundschule. So hat Deutschland zwar immerhin seit 2016 einen verpflichtenden Kompetenzkatalog zur digitalen Bildung. Es ist aber noch in vielen Bundesländern unklar, wie dieser umgesetzt wird. Die Schweiz und Österreich sind da weiter.»
… zu den Programmierfähigkeiten von Lehrpersonen, die Medien und Informatik unterrichten:
«Um Informatik zu unterrichten, muss man programmieren können. Aber man muss nicht der beste Programmierer der Welt oder der Schule sein. Man muss wissen, wie es geht, sollte sich schon einmal stundenlang und gern wochenlang an einem Projekt abgemüht haben. Hinzu kommt aber auch, dass man das Grundverständnis für die Prinzipien der digitalen Welt besitzt, Freude dabei empfindet und auch Selbstvertrauen und Zuversicht besitzt, technische Probleme mithilfe des eigenen Könnens bis zu einem gewissen Grad alleine lösen zu können. Fähigkeiten wie Programmieren und Technische-Probleme-Lösen sind aber nicht nur für Informatiklehrkräfte wichtig. Sie stehen auch im DigComp 2.1., dem europäischen Kompetenzrahmen, den alle EU-Bürger zur gleichberechtigten Teilhabe an der digitalen Welt besitzen sollten, also auch alle Lehrkräfte aller Fächer und alle Menschen allgemein. Diese Fähigkeiten stellen eine wichtige Grundlage dar, die auch im Dagstuhl-Dreieck wieder auftritt: In der technologischen Perspektive geht es darum, Fragen beantworten zu können danach, wie und warum etwas funktioniert.»
… zur ersten Programmiersprache für Kinder in der Schule:
«Wichtig ist, mit einer blockbasierten Sprache anzufangen, damit man sich nicht so sehr im Klein-Klein von Tippfehlern verliert und schnell zu einem Erfolgserleben kommt. Die Kinder sollten feststellen können, wie einfach, aber auch wie schwierig es ist, einer Maschine zu sagen, was sie tun soll und auch, wie vielfältig sie damit Ideen umsetzen können. Anschliessend kann man auch auf eine textuelle Sprache umsteigen. Diese sollte sich dann aber in der Logik in die blockbasierte einfinden, also zum Beispiel auch objektorientiert sein und nicht so viele Fehlerquellen mit sich bringen – zum Beispiel auf Klammern verzichten.»
… zum Lehrmittel «connected», das auf dem Dagstuhl-Dreieck basiert:
«Mir gefällt an connected, dass das Lehrmittel die einzelnen Kompetenzstufen des Lehrplans 21 den Kapiteln nachvollziehbar zuordnet. Und dass es mit unterschiedlichen Schwerpunkten in den Kapiteln die verschiedenen Seiten des Dagstuhl-Dreiecks abzudecken versucht. Es ist meines Wissens bisher das einzige deutschsprachige Lehrmittel dieser Art.»