Ulla aus dem Eulenwald

Medienkompetenz in Märchenform

Die Kinderbuchreihe «Ulla aus dem Eulenwald» fördert die Medienkompetenz von drei- bis achtjährigen Kindern. Der letzte der fünf Bände heisst «Ullas Wunsch». Ein Gespräch mit der Autorin Eveline Hipeli.

Was erfahren die Kinder im letzten Ulla-Band?
Eveline Hipeli: Unsere Hauptfigur Ulla aus dem Eulenwald wird krank und langweilt sich. Umso erfreuter ist sie, als die Schlange Sita zu Besuch kommt und ihr einen Wunsch erfüllen möchte. Doch Ulla ist so heiser, dass Sita nicht genau versteht, was sich Ulla wünscht. Und so kommt es, dass Sita das gemeinsame Gspänli Anna per Telefon um Hilfe bittet. Was könnte sich Ulla gewünscht haben? Anna tippt ihren Vorschlag ins Smartphone ein und schickt ihn dem Bären. Der Bär wiederum weiss nicht, was mit dem falsch geschriebenen Wort gemeint ist – und das Rätselraten beginnt von vorn. Dass Ulla am Ende doch genau das erhält, was sie sich wünschte, ist dann einzig dem Zufall zu verdanken.

Und was ist die Lehre der Geschichte?
Kommunikationsprobleme treten schneller auf, als man denkt: Der Sender äussert sich etwas undeutlich, der Empfänger versteht die Aussage falsch oder das Medium selbst schlägt uns ein Schnippchen, etwa bei einer Störung im Netz. Und schon läufts schief. Um Missverständnisse zu vermeiden, sollte man nicht nur gut zuhören und immer nachfragen, wenn man unsicher ist. Wichtig ist auch, ein für die Kommunikationssituation geeignetes Medium zu wählen.

Ulla-Bücher sollen nicht wie klassische Lehrbücher wirken, aber dennoch in Anlehnung an den Lehrplan 21 die Medienkompetenz fördern. Wie schaffen Ulla und ihre Gspänli diesen Spagat?
Mit der Ulla-Reihe machten wir es uns zur Aufgabe, ein Lehrmittel zu kreieren, das die Kinder nicht als solches erkennen. Aus diesem Grund schert es als illustriertes Vorlesebuch auch klar aus dem klassischen Lehrmittelkatalog aus. Wir durften gemeinsam mit dem Lehrmittelverlag Zürich etwas Experimentelles realisieren. Die Ulla-Geschichten funktionieren dabei wie Märchen: Sie vermitteln Botschaften, aber nur die Lehrpersonen oder Eltern, die das Buch vorlesen, wissen, dass es sich dabei um Inhalte handelt, die mit Medienkompetenz zu tun haben.

Wie lassen sich die Bücher im Unterricht einsetzen?
Da der Lehrplan 21 für den Zyklus 1 keine Zusatzstunden für Medien und Informatik vorsieht, ist es sinnvoll, das Lehrmittel kombiniert einzusetzen. Nehmen wir neusten Band: Das Fokusthema Kommunikation beziehungsweise das genaue Hinhören ist zum Beispiel auch im Fach Deutsch enthalten.

Welche Reaktionen erhalten Sie aus der Praxis?
Darüber bin ich immer wieder erstaunt und erfreut: Ich erhalte viel Post von Lehrpersonen, die mir schildern, wie sie mit Ulla die Kinder zum Reden über Medienthemen bringen. Das gefällt mir darum so gut, weil dies genau der Ansatz unserer Ulla-Reihe ist. Wir fangen immer bei den Kindern an. Sie stehen im Zentrum und wir holen sie in ihrer Welt ab.

Sie referieren immer wieder auch im Ausland über Medienpädagogik. Und auch dort stösst die Ulla-Reihe auf Interesse. Warum?
In vielen anderen Ländern ist man den Schritt, das Thema Medien im Lehrplan zu verankern, noch nicht gegangen. Deshalb stellt sich für viele Lehrpersonen im Ausland die Frage, wie sie das Medienthema bei Drei- bis Achtjährigen einbringen können. Dass es wichtig ist, die Kinder schon möglichst früh zum Nachdenken über Medien zu bringen, ist beinahe allen klar. Mit der Ulla-Reihe gibt es nun ein Werkzeug, das den Erwachsenen hilft, die Kinder beim Einstieg in die Medienwelt zu begleiten und einen Diskurs anzuregen. Und das mit viel Spass.

Das ist der letzte Band. Sind die Themen ausgeschöpft?
Nein, davon gäbe es noch mehr. Aber der letzte Band ist mit dem Thema Zu- und Hinhören ein schöner Abschluss und meine Wunschliste damit umgesetzt. Sicherlich werden wir noch am Zusatzmaterial arbeiten, das auf www.ulladieeule.ch kostenlos heruntergeladen werden kann. Dazu gehören zum Beispiel Gesprächs- und Bastelanleitungen sowie Ideen für einfache, altersgerechte Medienprojekte, die sich mit geringem technischem und finanziellem Aufwand umsetzen lassen.

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