Was halten Sie von neuen Tools, wie zum Beispiel Virtual und Augmented Reality im Unterricht?
Das ist momentan ein grosser Hype. Der Einsatz ist allerdings noch mit viel Aufwand verbunden und abhängig von Stufe und Fach. Im Berufsschulumfeld beispielsweise ist dies sehr interessant, weil man damit berufsspezifische Arbeitsumgebungen simulieren und gefahrenfrei ausprobieren kann. Aber auch im allgemeinbildenden Unterricht sehe ich da Möglichkeiten: Wenn etwa im Natur-und-Technik-Unterricht Elektrizität sichtbar gemacht werden kann oder ähnliches. Das belebt den Unterricht, macht ihn vielseitiger und verändert ihn. Grundsätzlich gilt aber immer: Nur weil die Geräte teuer waren, heisst das nicht, mehr Einsatz ist besserer Einsatz. Und ich glaube, es kann nie das Ziel sein, alles digital machen zu wollen. Der richtige Mix macht es aus.
Was zeichnet Ihrer Ansicht nach sinnvolles digitales Lehren und Lernen aus?
Im Idealfall führt die Digitalisierung dazu, dass Schülerinnen und Schüler sich vielfältiger und vertiefter mit für sie relevanten und interessanten Themen auseinandersetzen können. Irgendwann wird das Digitale so alltäglich werden, dass eine Lehrperson nicht mehr bei jeder Unterrichtseinheit überlegen muss, mach ich das digital oder analog. Differenzierter betrachtet, spielen sicherlich Stufe und Fach eine massgebende Rolle. In einem Sprachfach habe ich andere Potenziale und Möglichkeiten als beispielsweise in der Mathematik. Und auf den höheren Stufen wiederum andere als bei den jüngeren Schülerinnen und Schülern. Wobei ich damit nicht sagen will, dass digitale Medien nur auf den höheren Stufen Sinn machen. Es gibt auch sehr gute digitale Lehrmittel für kleine Kinder.
Können Sie etwas zur Entwicklung von (digitalen) Lehrmitteln und deren Zukunft sagen?
Früher waren die digitalen Lehrmittelteile 1:1 Kopien des Gedruckten – zum Beispiel in Form von PDF. Oder es gab Begleit-CDs und Webseiten mit zusätzlichen interaktiven Übungen als Zusatz zum gedruckten Lehrmittel. Heute gibt es vermutlich fast keine Lehrmittel mehr, die nicht mindestens eine digitale Entsprechung oder Ergänzung haben. Und mit der Entwicklung von rein digital konzipierten Lehrmitteln stehen wir erst am Anfang, da wird noch viel passieren. Ich finde es heute schwieriger einzuschätzen, was die Zukunft von digitalen Lehrmitteln ist, als vor zehn Jahren. Damals konnte ich sagen, es muss von allem mehr geben. Heutzutage werden Lehrmittel einerseits immer umfassender und umsorgen Schülerinnen und Schüler aber auch Lehrpersonen immer stärker: mit Inhalten, Übungen, weiterführendem Material, Selbsteinstufungen etc. Damit verlagert sich ein immer grösserer Teil der Unterrichtszeit ins Lehrmittel. Andererseits vereinfacht es die Materialfülle im Internet in gewissen Fächern auch, ganz ohne Lehrmittel zu arbeiten.