Mutmacher gegen Hemmzwerg

Das Trainingsprogramm für schüchterne Kinder aus der «Zoom»-Reihe

Digitale Lehrmittel

Acht Prozent der Erst- bis Drittklässlerinnen und Drittklässler sind übermässig schüchtern. In einem Interview erklärt Georg Stöckli, Autor des Trainingsprogramms «Mutmacher gegen Hemmzwerg», wie die Kinder ihre Hemmungen überwinden können.

Herr Stöckli, Schüchternheit kann für Betroffene sowie deren Umfeld sehr belastend sein. Was raten Sie sozial ängstlichen Kindern oder Jugendlichen?

«Seid mutig!», würde ich sagen. Wenn jemand das Bedürfnis hat, seine sozialen Ängste zu überwinden, ist das ein guter Ausgangspunkt. Wer erkannt hat, dass Hemmungen ein Problem darstellen, ist motiviert, etwas zu ändern. Weil aber die wenigsten Menschen eine grundlegende Verhaltensänderung alleine schaffen, würde ich raten, Unterstützung zu suchen. Aus diesem Grund wurde das Gruppentraining «Mutmacher gegen Hemmzwerg!» speziell für Schulen entwickelt. Im Training lernen schüchterne Kinder, mehr Initiative zu zeigen und aktiver zu sein. Nach und nach überwinden sie die Passivität, die für Schüchterne so typisch ist. Die Figur des Mutmachers wirkt dabei als motivierende Kraft.

Ihr Trainingsprogramm wurde mit Lernenden der vierten bis sechsten Klassen in der Region Zürich erprobt. Die abschliessende Auswertung zeigt, dass sich diese Kinder nach dem Training mutiger fühlten. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?

Die Kinder haben im Training gelernt, ihre Hemmungen als Ergebnis des «Hemmzwerges» zu sehen und nicht als etwas, was sie selber wollen. Gleichzeitig haben sie sich mit dem Mutmacher oder der Mutmacherin verbündet und dadurch ihren Willen zur Veränderung gestärkt. Sie haben Verhaltensmuster ausprobiert, die sie vorher unterlassen oder aktiv gemieden haben. «Ich kann tatsächlich mutig sein!» ist eine entscheidende Erfahrung für Schüchterne – ganz besonders in der Schule und im Unterricht. Motivation und Motivierung sind alles bei diesem Vorgang. Wer ein Training durchführt, muss unbedingt als die positive Figur des Mutmachers auf die Kinder zugehen. Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass das Training nachhaltige Wirkungen hinterlassen hat.

Vor allem in der Schule wirkt sich Schüchternheit oft negativ aus. Wie können Lehrpersonen sozial ängstliche Kinder und Jugendliche unterstützen?

Lehrpersonen vermuten hinter der Passivität und der mangelhaften Unterrichtsbeteiligung häufig fehlendes Interesse oder eine ungenügende Motivation. Wer die soziale Ängstlichkeit als tatsächlichen Grund erkannt hat, wird Schüchternen gegenüber mehr Verständnis aufbringen. An die Stelle von Schuldzuweisungen oder gar Strafen tritt die Einsicht, dass wohlwollende Hilfe und positive Unterstützung der bessere Weg sind. Schüchterne benötigen ein sehr hohes Mass an «gefühlter Sicherheit». Im Klassenzimmer müssen daher pädagogische Regeln gelten wie «In dieser Klasse wird niemand ausgelacht!». solche einfachen Massnahmen und das Vertrauen zur Lehrperson können schüchternen Kindern helfen. Daneben propapgiere ich die Einrichtung von Trainingsangeboten durch Personen der schulischen Sozialarbeit in den Gemeinden.

 

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